Titelbild:
Hirschbrücke von Peter Freckmann
Kallitypie mit Goldtonung 

Kallitypie bei Lichtwert e.V.

Nachdem wir mit der Großformatkamera in der PrinceHpuse Gallery in Mannheim mit Erfolg Fotos geschossen hatten, wollten wir natürlich auch Abzüge von den 30×40 cm großen Negativen haben.

Stefan Theimer (auch Teilnehmer am Workshop mit der Großformatkamera) hatte sich gleich angeboten, bei uns im Studio in Karlsruhe einen Workshop durchzuführen. Dabei sollten nicht nur einfache Abzüge erstellt, sondern gleichzeitig das spezielle Entwicklungsverfahren der Kallitypie angewendet werden. Stefan beschäftigt sich schon lange damit und wollte sein Wissen an uns weitergeben.

Die Kallitypie je nach Rezeptur, auch als Braundruck, Sepiadruck, Vandyke-Verfahren, Van-Dyke-Braun oder Argentotypie bezeichnet – ist eine frühe fotografische Technik, die im 19. Jahrhundert sehr gebräuchlich war. Dabei wird Silbernitrat mit Hilfe lichtempfindlicher Eisensalze in metallisches Silber umgewandelt. Durch UV-Belichtung entsteht ein zunächst schwaches Bild, das beim Entwickeln mit Natriumcitrat kräftig wird. Kallitypieabzüge ergeben matte, neutral schwarze Kopien, die man aber auch mit Gold- oder Platinsalzen tonen kann (https://de.wikipedia.org/wiki/Kallitypie, aufgerufen am 15.07.2023).

Wir alle waren sehr gespannt, was da auf uns zukommt. Zunächst haben wir eine Entwicklungsstraße mit zahlreichen Entwicklerschalen aufgebaut. Danach hat Stefan alle Chemikalien, die man für das Verfahren benötigt, vorbereitet und griffbereit zurecht gelegt. Nach einer Einführung von ihm in das Verfahren der Kallitypie haben wir gleich angefangen, Abzüge der Negative aus dem Großformatworkshop zu entwickeln. Zuerst das Papier mit der Silbernitratlösung mittels Pinsel oder Pfützenschieber aus Glas beschichten, dann trocknen lassen, auch mit Hilfe eines Föhns. Als nächstes das vorbereitete Papier mit dem Negativ unter UV-Licht belichten und anschließend in die Entwicklerschale. Dann wässern und ab ins Stoppbad, wieder wässern und in den Goldtoner, zuletzt in den Fixierer und ganz zum Schluss wieder wässern. Die im Entwickler erwachenden Bilder wurden mit jedem Arbeitsschritt besser und besser. Sie strahlen die Anmutung des über hundert Jahre alten Verfahrens der Kallitypie aus. Wir haben später auch Negative verwendet, die wir kurz vorher auf dem Großformatdrucker im Studio ausgedruckt hatten. Die ganze Gruppe um Stefen ist in einen regelrechten Entwicklungsflow gefallen, der durch den Rhythmus der Zeiten, die für die einzelnen Schritte notwendig sind, strukturiert war.

Am Ende des Workshops konnten wir tolle Abzüge mit nach Hause nehmen. Alle waren sich einig: es hat so viel Spaß gemacht, das machen wir im Herbst gleich wieder.

Noch mal herzlicher Dank an Stefan!

 

Interesse am mitmachen? 

Ein weiterer Workshop ist in Planung.

Willst du dabei sein? Bitte einfach hier unverbindlich eintragen, Stefan erarbeitet dann ein Programm in Abhängigkeit von euren Interessen.
 

Kallitype: die Schritte

Wir haben hier die Schritte zur Erstellung einer Kallitypie zumindest in Stichworten  zusammengefasst:

Negativ Erstellung

Wenn kein analoges Negativ vorhanden ist, kann es auch auf geeignete Transparentfolien gedruckt werden.

Papier Sensibilisierung

Sentisizer: Eisen (III) Oxalat 20% & Silbernitrat 10%

Anschliessend das Papier (Wir haben Hahnemühle Platinum Rag verwendet) vollständig trocknen.

Belichtung

Mit einem UV Belichter nach Auswertung des Graukeils mit Chartthorb

Bei uns hat das ca 45s – 60s gedauert

Kallitypie – Entwicklung

1. Entwicklung : 3min. NatriumCitrat 20% Lösung. (200g auf 1Liter Wasser)
2. Klärbad: 4min. In 3% Zitronensäure Lsg (30g Zitronensäure auf 1Liter Wasser)
3. Eventuell Tonung: Falls gewünscht an dieser Stelle. Tonung erfolgt auf Sicht.
4. Fixage: 4min. Saurer Thiosulfat fixierer 1:40 mit Wasser verdünnt (25ml auf 1 Liter Wasser)
5. Wässerung 20min mit Wässerungshilfe (Tensid / Seife)
6. Staabilisierungsbad: 60sec. Lobostab Silberstabilisator (nicht bei Gold oder Platin Toner)
7. Trocknen

Danke schön!

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