Vorgeschichte: Bei einer Sensorreinigung, verbog ich mir die Verschlusslamellen meiner 5d mit dem, aus dem Spiegelkasten herausstehenden Papierstreifen (zum Abziehen der getrockneten Reinigungsflüssigkeit), durch eine versagende Batterie. Der vorher im Reinigungsmodus geöffnete Verschluss schloss sich und klemmte den Papierstreifen ein. Die verbogene Lamelle blockierte beim Auslösen das Ablaufen des Verschlusses – Totalschaden.

Nach dem Schreckmoment habe ich mich, anstatt zu einer teuren Reparatur bei Canon oder in einer Werkstatt, dafür entschieden selbst Hand anzulegen. Denn: bei Ebay gibt es den passenden Verschluss als Ersatzteil zu kaufen – für einen Bruchteil der Reparaturkosten. Die DIY-Reparatur ist geglückt – meine Erfahrungen möchte ich mit der Community teilen:

Dieser Bericht stellt mein Gedankenprotokoll dar, möglicherweise habe ich einige Details vergessen oder stelle sie nicht richtig dar. Ich übernehme keine Haftung dafür, wenn ihr an eurer Kamera herumschraubt und diese beschädigt. Es empfiehlt sich, die Operation zu filmen und Einzelschritte zu fotografieren bzw. zu dokumentieren. Es gibt eine Hülle und Fülle unterschiedlicher Schrauben und Einzelteile, die vom Gehäuse zu lösen sind. Wenn es wieder ans Zusammenbauen geht, ist das Chaos perfekt, wenn man nicht sauber dokumentiert hat.

Wenn eure Kamera noch im Gewährleistungszeitraum ist / Garantie hat, ist diese danach natürlich pfutsch.

Ok, genug Disclaimer, let’s get it on:

Benutztes Werkzeug: Kreuzschlitzschraubendreher 1,5mm, Pinzette, Kasten für Schrauben, Schreibtischunterlage zum geordneten Ablegen der Einzelteile.

Zuerst muss das Gehäuse vom „Innenleben“ herunter. Dies geschieht in einer bestimmten Reihenfolge, da sich die Einzelteile gegenseitig blockieren bzw. Halt geben:

0.: Batterie und Speicherkarte entfernen
1.: Griffgummi/Belederung entfernen (eine Ecke mit der Pinzette anheben, dann abziehen)
2.: Rückabdeckung entfernen, Flachbandkabel kameraseitig lösen
3.: Seitenabdeckung bei den Anschlüssen für Usb, Blitz etc. entfernen
4.: Flachbatterieeinschub unter dem o.g. Anschluß herausziehen (rastet)
5.: Batteriefachdeckel entfernen (Vorsicht, federnder Scharnierstift)
6.: Bodenplatte entfernen
7.: Frontabdeckung entfernen (rastet)
8.: Sucher entfernen
9.: obere Abdeckung entfernen, Flachbandkabel kameraseitig lösen (rastet)
10.: Seitenplatte beim Speicherkartenslot entfernen

Jetzt sitzt die Kamera relativ nackt vor euch. Von der Rückseite kommt man nicht an den Verschluss heran, der Sensor und das Grundgerüst liegen davor. Um an die Schrauben heranzukommen, die den Spiegelkasten samt Verschluss am Grundgerüst befestigen, muss man nacheinander einige Platinen und die verbindenden Flachbandkabel lösen (jeweils auf der besser zugänglichen Seite). Als letztes Bauteil auf der Rückseite liegt der Sensor. Um diesen nicht zu beschädigen sollte man sehr vorsichtig sein! Möglicherweise kommt man an die oben erwähnten Grundgerüstschrauben heran, ohne den Sensor zu entfernen. Demontiert man den Sensor, bietet sich der Verschluss ungefähr so dar (die verbogene Lamelle ist gut sichtbar):

Verschlussvorhang Canon 5d nach Demontage der Kamerarückseite, Platinen und Sensor

Hat man alle Schrauben des Spiegelkastens gefunden (ein paar sind echt fies versteckt, Vorsicht, nichts herausbrechen!), entfernt man noch die, von der oberen Platine zum Spiegelkasten laufenden Flachbandkabel und zwei zweiadrige Kabel aus ihren Sockeln. Danach löst sich der Spiegelkasten vom Grundgerüst, was sich etwa so präsentiert:

demontierter Spiegelkasten einer Canon 5d

Voila, der Verschluss ist freigelegt.

Jetzt entfernt man die Abdeckplatte und tauscht den defekten Verschlußvorhang aus. In meiner Euphorie hab ich davon keine Bilder geschossen 🙂

In meinem Fall reichte es aus, dass ich die verbogenen Lamellen mit einer Pinzette geradegebogen habe. Möglicherweise beeinflußt das die Genauigkeit der Verschlußzeiten. Wer auf Nummer sicher gehen will, tauscht das beschädigte Teil komplett aus.

Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.

Fazit: Nach ca. 5h für den Erstversuch, würde ich es mir durchaus zutrauen, einen Tausch beliebiger Teile innerhalb der Kamera innerhalb von 2-3h durchzuführen. Wem das Geld also nicht ganz so locker in der Tasche sitzt und wer beim Anblick vieler Schrauben und Mikroelektronik nicht in Ohnmacht fällt, lege selber Hand an!

Nachtrag: Nützliche Informationen zur Demontage, inklusive Explosionszeichnungen