Streng nach dem Motto der „Weg ist das Ziel“ veranstaltet der Schwarzwaldverein Straubenhardt regelmäßig 24-Stunden Wanderungen – normalerweise – im Schwarzwald und Umgebung. Aber was ist schon normal? Diese erlebnisreiche Wanderung, über die uns Frederic Trautz berichtete sicherlich nicht. Doch zunächst zu ihm selbst. Frederic Trautz, seit kurzem Mitglied unseres Vereins, ist in seinem fotografischen Sehen durchaus anders als andere Fotografen.

Er sucht, nach eigenen Angaben, nach Kontrasten jeglicher Art. Widersprüche in Form, Farbe und Inhalt haben es ihm angetan. Er fotografiere auch gerne Dinge, die es noch nicht allzu oft vor die Linse anderer Fotografen geschafft haben, das bewies er eindrucksvoll mit einer Sammlung von sogenannten Teilkörper Fotografien, die diverses Bäuche von Freunden und Kollegen zeigen. „Diese Dinger“ – er formt mit seinen Händen zwei Halbschalen, ein Symbol des weiblichen Busens – „wurden schon so oft fotografiert!“, so seine Erklärung zu dem amüsanten Foto, das gerade auf der Wand des weißen Studios zu sehen war. Eine seiner Leidenschaften ist es jedoch regelmäßig auf Friedhöfen herumzuwandern und Grabmäler oder Skulpturen zu fotografieren. Erstaunlich sei es, dass allein durch Veränderung der Farben eine komplett andere Wirkung eines Bildes auftritt. So nimmt beispielsweise eine Engelsfigur nahezu bedrohliche Züge an. Neben Kontrasten, Engelsfiguren und Architektur fotografiere Frederic auch häufig Veranstaltungen des Schwarzwaldvereins Straubenhardt, wodurch der Kreis zur 24 Stundenwanderung geschlossen werden könne.

Die Idee eine Wanderung in China zu organisieren kam den Vereinskameraden im Juni 2014, schon nach 3 Monaten waren die Flüge gebucht, die Hotelzimmer für eine Woche reserviert und die Reise konnte losgehen. Zunächst zeigte uns Frederic eindrucksvolle Bilder von einer eher exotisch entstandenen Metropole. Suzhou sei eine reine Investorenstadt und ist allein aus dem Grunde entstanden ausländische Anleger nach China zu locken. Die Stadt, westlich von Shanghai, besticht durch ihre ungenutzten Hochhäuser, blitzeblanke Plätze sowie ein wenig winzig wirkenden historischen Gebäude inmitten von Giganten aus Stahlbeton und Glas. die ca. 2.000 Jahre alte historische Stadtkern ist nicht nur für Touristen interessant, auch das chinesische Pendant zu Lichtwert e.V. ist hier auf Achse um Damen in traditionellen Gewändern in Fotos festzuhalten. Die Eindrücke dieser Stadt sind überwältigend.

Nun war es endlich soweit, die Wandertruppe um Frederic machte sich also mit einem weiblichen Guide Richtung Huangshan Gebirge auf. So richtig geheuer sind die deutschen Touristen den Chinesin nicht, denn nur wenige, außer den sehr gut bezahlten „Trägern“, die mehrmals am Tag den Berg hinauf und wieder herab steigen, nehmen den beschwerlichen Weg auf sich. In China einen Berg zu besteigen ist, so Frederic, anders als bei uns. Der gravierendste Unterschied läge dabei an der Art des besteigen. Wo man bei uns über Stock und Stein wandert erwarten einen in China Treppenstufen soweit man schauen kann. So auch am Huangshan. Gerade einmal schlappe 20.000 Stufen erwarten die mutigen Bergsteiger aus Deutschland. Dann mal auf. Stufe um Stufe kommt der Schwarzwaldverein dem Gipfel näher, vorbei an weiteren Trägern, Versorgungstationen und jungen Chinesinnen, welche mit Mäntelchen und schicken Schühchen auf dem Weg nach unten sind. Ein sehr merkwürdiger Anblick, da die tollkühnen Wanderer mit voller Trecking-Montur ein wenig overdressed erscheinen. Die Kulisse, die dieses Gebirge preisgibt ist umwerfend, da ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Hollywood dieses Stückchen Erde für die Aufnahmen des 3D-Films „Avatar“ zu eigen gemacht hatte. Am Gipfel angekommen wartete bereits das Abendessen auf die durchaus erschöpften Schwarzwälder. Eine Art 5 Minuten-Terrine, die allerdings mit kaltem Wasser eine herrlich warme Mahlzeit zauberte, warf gewisse Fragen auf, die jedoch bis zum heutigen Tage unbeantwortet blieben.

Die Nacht in einem 2€ Wegwerf-Zelt sei nicht so erholsam geworden, der ein oder andere habe sich sogar auf den Sonnenaufgang gefreut, um sich dem unbequemen Untergrund zu entziehen. Ein wenig gestärkt machte sich die Truppe also wieder auf den Abstieg, und wer jetzt denkt einen Berg hoch zu laufen ist schwer, der hat bisher noch wenig Erfahrung mit Bergen gemacht, denn: der Weg retour ist deutlich unangenehmer. Noch dazu, wenn man die letzten 10.000 Stufen nicht geht sondern rennt. Verrückte Deutsche, dachte sich da auch die Bergführerin.

Wieder heile unten angekommen ging es alsbald auf Richtung Heimat. Eine Woche China, kontrastreicher könne eine Reise fast nicht sein. So sehen es auch die zahlreichen Zuhörer, die gespannt dem Vortrag lauschten. Wir hoffen auf weitere atemberaubende 24-Stunden Wanderungen!

Vielen Dank Frederic für deinen interessanten Reisebericht ins Land der Mitte!